Translozierung Haus Keller nach Sand

Ein Haus zieht um

Das Fachwerkhaus „Keller 1“, erbaut im Jahr 1798, wurde durch eine Translozierung gerettet, um es als wertvolles Kulturgut des Bergischen Landes zu bewahren. Der fachgerechte Abbau und die sorgfältige Dokumentation ermöglichten die Wiedererrichtung in Bergisch Gladbach Sand.

Ursprünglich stand das gut erhaltene Fachwerkhaus in der Nähe von Untersteinbach, zwischen Herkenrath und Dürscheid, und war als „Gronewaldsgut aus dem untersten Keller“ in den Archiven verzeichnet. Das Haus ist typisch für die damalige Zeit im Bergischen Fachwerkwerkbaustil in Ständerbauweise mit Eckpfosten, Stilen und Streben errichtet.

Bis Ende der 1980er Jahre wurde das Haus von der Bäuerin Anna Meier mit 2 Küken bewohnt, die in einem ¾ Teil des Hauses lebte und im angrenzenden Kuhstall links ihre Tiere hielt. Die Wiese vor dem Haus nutzte sie, um mit der Hand Heu zu machen, das sie auf Heuböcken trocknete. Beim Abbau des Hauses waren die Wände des Stalls noch geschwärzt.

Bedeutung Translozierung

Dies ist ein Verfahren der Gebäudeversetzung auch Transferierung genannt. Bei der Translozierung wird das Gebäude dokumentiert abgebaut und anschließend möglichst originalgetreu an anderer Stelle wiederaufgebaut. Das wurde früher häufig gemacht, denn Baumaterialien waren teuer. Heute dient es der Rettung schöner alter Fachwerkhäuser die den Charme des Bergischen Landes ausmacht und für die Erhaltung von Kulturgut steht. Gleichzeitig ist es auch eine nachhaltige Bauweise mit alten Materialien die nicht neu produziert werden müssen.

Der Abbau

Abgebaut wurde das Haus Stück für Stück vom 11. bis 19. Mai 2015, wobei ein kleines Team den Prozess in nur 8 Tagen durchführte. Eine ausführliche Dokumentation erleichtert den Wiederaufbau und so wurden alle Balken gekennzeichnet.

Wiederaufbau

Der Wiederaufbau begann am 11. Februar 2016 und dauerte bis August 2017, netto etwa 8 Monate. Die Zimmerei Gebrüder Koch aus Kürten überarbeitete die Eichenbalken, ersetzte beschädigte Teile durch alte Balken anderer alten Häuser und verbaute zum Teil auch neue Balken. Sie errichtete das Fachwerk innerhalb von 10 Tagen an seinem neuen Standort in Sand. Die Bruchsteingrundmauern und die Bodenplatte wurden im Vorfeld von Vater und Sohn Berger erichtet, wobei die Bruchsteine vom ursprünglichen Gewölbekeller des Hauses stammten. Der Rest des Aufbaus wurde ab Juli 2017 von Norbert Stark, Hanno Berger und Vladimier Redlich vollendet.

Für die Isolierung wurden Dach und Zwischendecken mit Isoflock gedämmt, die Wände erhielten Holzfaserdämmplatten sowie Lehmputz und Lehmfarbe. Die Ausfachung erfolgte mit Lehm und Stockziegeln, wobei neue Dachgauben hinzugefügt wurden. Naturschiefer aus Schildgen und historische Hohlziegel vom Gut Schiff in Herrenstrunden vervollständigten das Dach. Türen und Fußböden stammen von historischen Bauernhöfen aus den Braukohlegebieten, während die Fenster von der Firma Littich aus Lindlar angefertigt wurden. Alle Außentüren wurden von Norbert Stark nach alten Vorbildern selbst gefertigt.

Fakten zur Translozierung:

Idee, Planung  & Bauherr: Markus Hetzenegger

Architekten: Reetz

Abbau: vom 11. -19. Mai 2015 von Hans Josef Berger, Hanno Berger, Josef Koslowski und Holger Gunia??

Aufbau: ab Februar 2016

Fertigstellung: ??

Bodenplatte: Oktober 2015 bis Februar 2015 – von Vater und Sohn Berger (Halfen Domabach

Bruchsteingrundmauern: Stammen vom Gewolbekeller des Hauses selbst

Ständerfachwerk: Wiederaufbau ab 11. Februar 2016 – Gebrüder Koch, Vorbereitung der in Ihrem Betrieb hinter Kürten, Errichtung in 10 Tagen in Sand. Bearbeitung der vorherigen Eichenbalken, ergänzten und ersetzten schadhafte Balken aus teilweise alten Balken anderer Häuser (die beiden Schragen am Geibel oben stammen von einer Mühle au Lindlar.

Weiterer Ausbau:  ab Juli 2016 Norbert Stark unter Mithilfe von Hanno Berger und Vladimier Redlich.

Materialien: Isolation Dach und Zwischendecke Isoflock (wurde von Fa. Koch eingeblasen)

Ausfachung: Lehm/Stockziegel (Claegtec), die Dachgauben kamen neu hinzu.

Verkleidung: Naturschiefer von einem Fachwerkahas in Schildgen von Familie

Wände: Holzfaserdämmplatten, Lehmunterputz grob, fein und zum Schluß Lehmfarbe.

Dacheindeckung: Alte historisch Hohlziegel lasiert vom Bauernhof „Gut Schiff“, Herrenstrunden.

Innentüren: Gesammelt hauptsächlich von Bauernhöfen aus den Braunkohlgebieten.

Türe zum Schuppen (rechts): und des ehemaligen Schweinestalls  von Haus Keller, Lebensmittelfachgeschäft Maria Ossemich aus Dürscheid.

Außentüren: Selbstanfertigung von Norbert Stark nach altem Muster. 

Fußböden: Eichendielen von der Firma Theiss aus der Eifel

Fenster: Anfertigung von der Firma Littich aus Lindlar

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